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Siirt

Se‘ert, Sa‘irt, Sahirt

Ortsbild Siirt

1. Der Ort

Diese ostanatolische Stadt, seit dem 9. Jahrhundert historisch belegt, liegt in der Nähe des Tigris und ist von Bergen umgeben. Sie ist bekannt für ihren Weinbau. Von 1858 bis 1915 war die Stadt Siirt Bischofssitz der chaldäisch-katholischen Kirche. Der preußische Hauptmann Helmuth von Moltke (später Generalfeldmarschall) - 1836 bis 1839 als Instrukteur der türkischen Truppen abkommandiert - berichtet damals aus Siirt, dass es dort 600 muslimische und 200 christliche Familien gab.

2. Die Geschehnisse

Vor dem I. Weltkrieg bildeten Siirt und die umgebenden Dörfer eine christliche Enklave. Hier lebten ca. 60.000 Christen (25.000 Armenier, 20.000 Syrisch-Orthodoxe, 15.000 Chaldäer). Nachdem die türkische Armee unter Gouverneur Jevdet Bey und General Halil Bey bei Hakkari von russischen Truppen geschlagen worden war, wollte man Rache an den Christen von Siirt nehmen. Im Zeitraum von über einem Monat - Mitte Juni bis Mitte Juli - wurden die Christen in ihren Häusern und auf den Straßen von Siirt von bewaffneten Banden („chettis“) und Gendarmen ermordet. In den umliegenden Dörfern wüteten die Kurden. In Siirt wurden ca. 600 Männer aus den angesehensten christlichen Familien ins Gefängnis geworfen. Die Priester und Anführer wurden gefoltert. Nach vier Tagen im Gefängnis wurden die Inhaftierten zu einem Tal, 5 km nördlich der Stadt, geführt und dort ermordet. Die Kleider der Toten teilten die Mörder unter sich auf. Danach wurden die Frauen und Kinder der Christen in drei Kolonnen auf einen Todesmarsch geschickt. Viele wurden von Gendarmen erschlagen oder an Kurden verkauft. Frauen und Mädchen wurden vergewaltigt, einige warfen sich selbst in den Fluss, um ihren Peinigern zu entgehen. Insgesamt überlebten nur wenige hundert Christen, besonders Frauen und Kinder, das Massaker von Siirt. Die Namen der Verantwortlichen für das Massaker und die vieler Täter wurden bereits 1919 vom chaldäischen Patriarchen in Babylon veröffentlicht.

3. Ein persönlicher Bericht

Dann überfielen Qasem und seine Bande das Haus des Pfarrers Gabriel des Chaldäers und führten ihn ins Gefängnis. Im Gefängnis angekommen, ließen sie ihn seine Kleider ablegen und stachen ihn mit Dolchen und Schwertern. Bei jedem Stich sagten sie zu ihm: „Verleugne deinen Christus und bekenne dich zum Islam.“ Aber jener Märtyrer schrie: „Ich sterbe in meinem glorreichen Glauben.“ Er blieb so, bis er seinen Geist aushauchte. Auch er wurde enthauptet, sie warfen seinen Kopf auf einen Kothaufen in der Nähe des Hauses von Ahmed Agha.