Bitte geben Sie einen Suchbegriff ein, um die Suche zu starten.

Bote

Bardakçi, Boti, Bati, Bate

Ortsbild Bote

1. Der Ort

Bote ist eines der großen Dörfer im Tur Abdin, 15 km nordöstlich von Midyat. Zur Zeit des ersten Weltkrieges lebten hier etwa 300 syrisch-orthodoxe, 10 syrisch-katholische Familien sowie 15 kurdische Familien. Das Dorf war berühmt für seine Keramik. Die Kirche Mor Afrem ist wie eine Festung gebaut und war der traditionelle Fluchtort bei Angriffen. Heute leben hier primär Kurden.

2. Die Geschehnisse

Der Bürgermeister von Midyat schickte am 4. Juli 1915 ca. 20 Soldaten nach Bothe, angeblich, um die Aramäer zu schützen. Die Soldaten besetzten die syrisch-katholische Kirche und nutzten sie als Kaserne. Nach sechs Tagen begriffen die Aramäer, dass die Anwesenheit der Soldaten nicht ihrem Schutz diente. Alle Aramäer zogen sich in die Mor Afrem-Kirche zurück. Inzwischen wurde das Dorf von Regierungskräften und von kurdischen Sippen umzingelt. Gemeinsam griffen sie die Aramäer an und plünderten das Dorf. Die Aramäer verschanzten sich in der Kirche selbst, dort hielten sie 13 Tage bei Hunger und Durst aus. Durch einen Fluchttunnel verließen ca. 30 Männer die Kirche und flohen nach Inwardo, um Hilfe zu holen. Etwa 150 Kämpfer aus Inwardo eilten nach Bothe, sie griffen die Belagerer an und töteten drei von ihnen, die übrigen flohen. Es gelang aber nicht die Verteidiger der Kirche zu befreien, da die Angreifer zu schnell zurück kamen.

Die Inwardo-Kämpfer zogen ab, um nicht abgeschnitten zu werden. Die Belagerten verloren die Hoffnung, ca. 70 Männer schlichen sich in den Geheimgang, um in der Nacht zu fliehen. Die Angreifer kamen vor die Kirche und forderten von den Belagerten sich zu ergeben, sie schworen, keinem Leid zu zufügen. Die Aramäer glaubten ihnen und öffneten die Tür. Die Kurden fesselten die Belagerten aneinander, führten Männer, Frauen und Kinder aus dem Dorf und massakrierten sie. Einige Kinder blieben am Leben, sie sollten als Knechte und Hirten dienen. Eine aramäische Frau verriet den Geheimgang um zu überleben aber auch sie wurde ermordet. Der Geheimgang wurde ausgeräuchert und alle darin erstickten. Etwa einhundert Personen überlebten das Massaker.

3. Ein persönlicher Bericht

Im Dorf Bote, in dem heute keine Christen mehr wohnen, wurde mir sehr drastisch erzählt, wie der Genozid 1915 das Dorf zerstörte. Im Zusammenhang mit der Renovierung der Kirche heute, wurde vieles wieder lebendig. 1200 Menschen sollen insgesamt im Dorf Bote umgekommen sein. Ich fragte: „In Bote lebt heute keine christliche Familie mehr. Warum renoviert Ihr dann Eure Kirche mit großem Aufwand und erweitert die Kirche um ein schönes Gemeindezentrum?“ Man antwortete: „In Erinnerung an die vielen Menschen, die in unserem Dorf 1915 wegen ihres christlichen Glaubens umgekommen sind. Wir wollen und können sie nicht vergessen.“ Und weiter: „Mehr und mehr kommen Familien aus dem Ausland auf Besuch, die ursprünglich aus Bote stammen und jetzt wieder nach Ihrem Dorf schauen. Sie sollen eine Mitte haben und die Möglichkeit zu übernachten und sich zu verpflegen“. Vergangenheit trifft so auf Zukunft.