Bitte geben Sie einen Suchbegriff ein, um die Suche zu starten.

Azakh

Idil, Hazakh

Ortsbild Azakh

1. Der Ort

Idil, 64 km östlich von Midyat gelegen, ist heute eine Kleinstadt mit ca. 26.000 Einwohnern, in der Mehrzahl Kurden. Zu Beginn des 20. Jh. war Azakh ein mehrheitlich von syrisch-orthodoxen und syrisch-katholischen Christen bewohntes großes Dorf mit ca. 1000 Einwohnern. 1915 erlangte Azakh durch seine erfolgreiche Verteidigung gegen massive Angriffe türkischer Truppen und kurdischer Clans sowie als Zufluchtsort vieler vor den Massakern geflohener Christen überragende Bedeutung.

2. Die Geschehnisse 1915

Im Frühjahr und Sommer 1915 suchten hunderte aramäische Familien aus umliegenden Dörfern sowie einige Armenier Schutz vor Massakern in Azakh, so dass sich dort ab Juli mehr als tausend entschlossene Verteidiger versammelt hatten. Es wurden Verteidigungswerke angelegt und eine Gruppe von 50 Freiwilligen, sog. Jesus Fedai, gebildet, die bereit waren, für ihren Glauben zu sterben. Ab Mitte August begannen mehrere kurdische Clans, Azakh anzugreifen. Bei einem Gegenangriff der Fedai in der Nacht zum 26. Aug. eroberten und zerstörten sie die strategischen Positionen der Kurden, die sich unter großen Verlusten am 9. Sept. endgültig von Azakh zurückzogen.
Das veranlasste die türkische Führung, reguläre Truppen gegen Azakh einzusetzen. Der mit einem Expeditionskorps auf dem Weg in den Iran befindliche Ömer Naji Bey wurde angewiesen, Azakh zu nehmen. Da zu dem Korps deutsche Offiziere gehörten, war das zugleich der Versuch, die Deutschen in die Massaker an den Christen zu verwickeln. Der deutsche Befehlshaber Scheubner-Richter lehnte eine direkte Beteiligung deutscher Militärs ab, unterstellte aber seine türkischen Soldaten dem türkischen Kommando. Naji Bey erreichte Azakh Ende Oktober. Die türkische Truppenstärke betrug mehrere Tausend Mann. Am 7. und 8. Nov. erfolgte der erste frontale Angriff. Er scheiterte unter erheblichen Verlusten, ebenso weitere Angriffe. In der Nacht zum 14. Nov. führten die Fedai aus einem unter das türkische Lager gegrabenen Tunnel heraus einen Angriff auf die in den Stellungen schlafenden Truppen, bei dem sie in dem entstehenden Chaos weit mehr als hundert Soldaten töteten, die anderen in die Flucht schlugen und große Mengen moderner Waffen erbeuteten. Am 21. November trat Naji Bey den Rückzug an. Daran änderte auch die Forderung von Kriegsminister Enver Pascha am 17. Nov. an die Führungen der 3. und 6. Armee nichts mehr, den „Midyat-Aufstand“ sofort mit äußerster Härte zu unterdrücken. Unter Hinweis auf fehlende Truppen empfahl der Chef der 3. Armee Enver Pascha, die Operation zur endgültigen Niederschlagung des „Aufstands“ auf einen späteren Zeitpunkt zu verschieben.

3. Ein persönlicher Bericht

Der o.g. Scheubner-Richter über die Vorgänge im Herbst 1915: „Als wir uns Richtung Mossul bewegten, erhielten wir den Befehl, ein armenisches Dorf anzugreifen und zu bestrafen. Ich fand heraus, dass die angeblichen „Aufständischen“ die Menschen waren, die, um ihr Leben zu retten, Schutz vor den Massakern suchten...Ich zog mich vor dem drohenden Konflikt aus der Affäre unter Verweis darauf, dass ich und meine deutschen Offiziere und Mannschaften in Mossul gebraucht würden. Das Kommando über meine türkischen Truppen übergab ich einem meiner türkischen Offiziere..., da es für Deutsche nicht sinnvoll war, die zu erwartende „Polizeiaktion“ türkischer Truppen zu befehligen.“