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Bsorino

Haberli, Beth Sbirino, Basbrine

Ortsbild Bsorino

1. Der Ort

Das Dorf liegt zwischen Midyat (37km) und Idil (29 km). Das Kloster MorGabriel befindet sich in der Nähe (17km). Terrassen mit Wein-, Obstbaum-und Walnußpflanzungen umgebenden Ort. Bsorino war durch seine Terassenhäuser, hohen Mauern und Schießscharten gut befestigt. Die festungsähnliche Kirche Mor Dodo überragte auf einem felsigen Bergrücken das Dorf und die Umgebung. 1914/1915 zählte man im Ort etwa 200 Familien, 1965 waren es noch etwa 130. Heute ist die Zahl der in Bsorino lebenden Familien auf 22 gesunken.

2. Die Geschehnisse

Als die Nachrichten vom Beginn der Massaker eintrafen, flüchteten sich die Bewohner des unmittelbaren Nachbardorfes Sare nach Bsorino in die Mor Dodo-Kirche, die mit ihren hohen Mauern und Türmen als Festung diente. Eine Wache von 40 türkischen Soldaten befand sich als Schutz im Dorf. Nachdem die Massaker in Midyat Ende Juni/Anfang Juli bekannt wurden, entwaffnete man die Soldaten. Zugleich kamen weitere Flüchtlinge aus angegriffenen Orten in der Umgebung nach Bsorino, so dass sich hier bis zu 2000 bewaffnete Aramäer versammelten. Die nun erfolgenden Angriffe mehrerer kurdischer Clans in Anwesenheit türkischer Truppen und eines deutschen Offiziers wurden unter beiderseitigen Verlusten erfolgreich abgewiesen, so dass sich die Kurden zurückzogen. Die Auseinandersetzungen flammten jedoch immer wieder auf, bis im November 1915 mit der Regierung eine Generalamnestie für die aramäischen Dörfer ausgehandelt wurde, die sich erfolgreich verteidigt hatten. Im Frühjahr 1917 rächte sich jedoch das türkische Militär für die Entwaffnung seiner Truppe im Sommer 1915. Der damalige Anführer Malke wurde gefangen genommen und getötet. Drei Monate später wurden die verbliebenen Aramäer durch erneut angreifende kurdische Clans massakriert. Nur 20 Familien des Dorfes überlebten.

Zugleich wurden die in Bsorino vorhandenen berühmten Handschriften - der Bestand wurde mit dem von Edessa verglichen - vernichtet. Bsorino steht damit beispielhaft für den fast vollständigen Verlust an unwiederbringlichen Kulturgütern, der mit dem Völkermord einherging.

3. Ein persönlicher Bericht

Im Haus des Malfono Elyo dbe Piyoke wurden alle Handschriften - sie befanden sich im Erdgeschoß - vernichtet. Ein Bestand von zwei Stockwerken mit wertvollen Handschriften im Haus des Barsaumo dbe Supe wurde nach seiner Entdeckung ebenfalls zerstört und verbrannt. Weitere Handschriften wurden zu einem großen Haufen gestapelt und vor aller Augen verbrannt. Ein außergewöhnliches, einzigartiges Liturgiebuch mit Lesungen für das ganze Jahr und die Heiligenfeste, welches so groß war, dass für den Transport von einer Kirche in eine andere vier Männer mit einer Trage benötigt wurden, wurde auf bittere Art zerstört: es wurde als Zielscheibe aufgestellt und regelrecht zerfetzt.